Präteritum im Deutschen | einfach erklärt mit vielen Beispielen
Das Präteritum ist eine Zeitform (= Tempus) von Verben im Deutschen.
Du beschreibst damit Ereignisse, die bereits vergangen sind.
Das Präteritum wird vor allem in der Schriftsprache verwendet, etwa in
- Berichten (z. B. Zeitungsberichten),
- Erzählungen (z. B. Novellen) oder
- wissenschaftlichen Arbeiten.
Novelle: „Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig …“ („Aus dem Leben eines Taugenichts“ – Joseph von Eichendorff)
Wissenschaftliche Arbeit: Die Untersuchung zeigte, dass die Rendite von Aktien durch den Wochentag beeinflusst wird.
Auch mit dem Perfekt kannst du vergangene Ereignisse schildern. Im Gegensatz zum Präteritum wird das Perfekt aber besonders beim Sprechen benutzt.
Was ist das Präteritum?
Das Präteritum ist eine Zeitform, die du benutzt, um vergangene Ereignisse zu schildern.
Du verwendest es vor allem in der geschriebenen Sprache, z. B. in Berichten, Erzählungen oder wissenschaftlichen Arbeiten.
Textsorte | Beispiel |
---|---|
Bericht | Die Feuerwehr löschte den Brand. |
Erzählung | „Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg.“ („Lenz“ – Georg Büchner) |
Wissenschaftliche Arbeit | Fama und French (1992) entwickelten ein Dreifaktorenmodell. |
Die Präteritumformen ‚löschte‘, ‚ging‘ und ‚entwickelten‘ sind in den Sätzen jeweils das Prädikat. Mit dem Prädikat wird ausgedrückt, was das Subjekt (= handelnde Person oder Sache) tut.
Präteritum: Bildung
Wie du das Präteritum bildest, hängt von der Art des Verbs ab:
- Präteritum schwacher Verben
- Präteritum starker Verben
- Präteritum gemischter Verben
- Präteritum der Hilfsverben ‚haben‘, ‚sein‘ und ‚werden‘
- Präteritum der Modalverben
- Verben mit zwei Präteritumformen
Präteritum schwacher Verben
Schwache (= regelmäßige) Verben sind Verben, deren Verbstamm sich im Präteritum nicht ändert.
Beim Verbstamm handelt es sich um den Teil eines Verbs, der übrig bleibt, wenn du den Infinitiv (= die Grundform) um die Endung ‚-en‘ kürzt.
Der Verbstamm von ‚sagen‘ ist also z. B. ‚sag-‘.
Du bildest das Präteritum von schwachen Verben, indem du je nach Person die nachstehenden Endungen mit dem Verbstamm verbindest.
- -te
- -test
- -ten
- -tet
Person | Endung | Beispiel |
---|---|---|
ich | -te | sagte |
du | -test | sagtest |
er/sie/es | -te | sagte |
wir | -ten | sagten |
ihr | -tet | sagtet |
sie/Sie | -ten | sagten |
Wie die Tabelle zeigt, kommen zwei Endungen doppelt vor:
- Die Endung ‚-te‘ steht bei den Formen für ‚ich‘ und ‚er/sie/es‘.
- Die Endung ‚-ten‘ steht bei den Formen für ‚wir‘ und ‚sie/Sie‘.
Präteritum starker Verben
Starke Verben sind Verben, bei denen sich im Präteritum der Vokal des Verbstamms verändert.
Um das Präteritum zu bilden, verknüpfst du den veränderten Verbstamm mit einer der folgenden Endungen:
- -(e)st
- -en
- -(e)t
Eine Ausnahme bilden die Formen für ‚ich‘ und ‚er/sie/es‘: Hier erhält der Verbstamm keine Endung, wie du in der folgenden Tabelle siehst.
Person | Endung | Beispiel |
---|---|---|
ich | / | gab |
du | -st | gabst |
er/sie/es | / | gab |
wir | -en | gaben |
ihr | -t | gabt |
sie/Sie | -en | gaben |
Die Endung ‚-en‘ kommt doppelt vor: Sie steht bei den Formen für ‚wir‘ und ‚sie/Sie‘.
Präteritum der gemischten Verben
Gemischte Verben sind Verben, bei denen das Präteritum zum Teil wie bei starken und zum Teil wie bei schwachen Verben gebildet wird.
Wie bei starken Verben verändert sich bei gemischten Verben im Präteritum der Vokal des Verbstamms.
Allerdings haben gemischte Verben die gleichen Endungen wie schwache Verben:
- -te
- -test
- -ten
- -tet
In der folgenden Tabelle findest du die Präteritumformen weiterer gemischter Verben.
brennen | bringen | denken | nennen | rennen | wissen | |
---|---|---|---|---|---|---|
ich | brannte | brachte | dachte | nannte | rannte | wusste |
du | branntest | brachtest | dachtest | nanntest | ranntest | wusstest |
er/sie/es | brannte | brachte | dachte | nannte | rannte | wusste |
wir | brannten | brachten | dachten | nannten | rannten | wussten |
ihr | branntet | brachtet | dachtet | nanntet | ranntet | wusstet |
sie/Sie | brannten | brachten | dachten | nannten | rannten | wussten |
Präteritum der Hilfsverben
Hilfsverben im Deutschen sind ‚haben‘, ‚sein‘ und ‚werden‘.
Du verknüpfst Hilfsverben mit anderen Verben und bildest so Formen wie das Perfekt (= Vergangenheitsform) oder das Passiv (= Verbform zur Betonung einer Handlung).
In der folgenden Tabelle siehst du die Präteritumformen der Hilfsverben.
haben | sein | werden | |
---|---|---|---|
ich | hatte | war | wurde |
du | hattest | warst | wurdest |
er/sie/es | hatte | war | wurde |
wir | hatten | waren | wurden |
ihr | hattet | wart | wurdet |
sie/Sie | hatten | waren | wurden |
Präteritum der Modalverben
Die Modalverben im Deutschen sind
- dürfen,
- können,
- mögen,
- müssen,
- sollen und
- wollen.
Mit Modalverben kannst du ausdrücken, dass etwas möglich, nötig oder gewünscht ist.
Die folgende Tabelle zeigt die Präteritumformen der Modalverben.
dürfen | können | mögen | müssen | sollen | wollen | |
---|---|---|---|---|---|---|
ich | durfte | konnte | mochte | musste | sollte | wollte |
du | durftest | konntest | mochtest | musstest | solltest | wolltest |
er/sie/es | durfte | konnte | mochte | musste | sollte | wollte |
wir | durften | konnten | mochten | mussten | sollten | wollten |
ihr | durftet | konntet | mochtet | musstet | solltet | wolltet |
sie/Sie | durften | konnten | mochten | mussten | sollten | wollten |
Wir verwenden die Präteritumformen der Modalverben beim Schreiben und beim Sprechen.
Du lernst diese Formen daher am besten auswendig.
Verben mit zwei Präteritumformen
Es gibt Verben, die zwei verschiedene Präteritumformen haben.
Bei einigen dieser Verben haben die beiden Präteritumformen unterschiedliche Bedeutungen.
senden | wenden | |||
---|---|---|---|---|
Bedeutung | schicken | drahtlos ausstrahlen | drehen | umdrehen |
ich | sandte | sendete | wandte | wendete |
du | sandtest | sendetest | wandtest | wendetest |
er/sie/es | sandte | sendete | wandte | wendete |
wir | sandten | sendeten | wandten | wendeten |
ihr | sandtet | sendetet | wandtet | wendetet |
sie/Sie | sandten | sendeten | wandten | wendeten |
Andere Verben haben zwei Präteritumformen, die jedoch das Gleiche bedeuten. Bei diesen Verben kannst du dich für eine der beiden Formen frei entscheiden.
küren | melken | |||
---|---|---|---|---|
ich | kor | kürte | molk | melkte |
du | korst | kürtest | molkst | melktest |
er/sie/es | kor | kürte | molk | melkte |
wir | koren | kürten | molken | melkten |
ihr | kort | kürtet | molkt | melktet |
sie/Sie | koren | kürten | molken | melkten |
Präsens, Präteritum, Perfekt: Unterschied
Mit dem Präsens beschreibst du ein Ereignis in der Gegenwart.
Sowohl mit dem Präteritum als auch mit dem Perfekt kannst du Ereignisse der Vergangenheit schildern.
Zeitform | Beispiel |
---|---|
Präteritum | Anna schrieb letzte Woche ihre Hausarbeit. |
Perfekt | Anna hat letzte Woche ihre Hausarbeit geschrieben. |
Jedoch benutzt du das Präteritum eher, wenn du schreibst, und das Perfekt meist, wenn du sprichst.
Es gibt allerdings einige Verben, bei denen wir auch beim Sprechen üblicherweise das Präteritum verwenden.
Verb | Beispiel |
---|---|
haben | Hattest du gestern keine Zeit? |
liegen (in der Bedeutung ‚von jemandem/etwas abhängen‘) | Woran lag es? |
sein | Ich war in einem klassischen Konzert. |
stehen | Das stand schon lange auf meiner Bucketlist. |
wissen | Wusstest du das nicht? |
Beim Schreiben verwenden wir manchmal das Perfekt statt des Präteritums – nämlich dann, wenn wir informell schreiben.
Wir tun das, wenn wir z. B. Familienmitgliedern oder Freundinnen und Freunden eine Nachricht auf Instagram oder eine Postkarte schicken.
ich bin gestern mit der Fähre auf Sardinien angekommen.
Heute Morgen habe ich mir Cagliari angeschaut und am Nachmittag war ich am Strand.
Abends habe ich in einem Restaurant in der Altstadt ein Risotto gegessen.
Ich hoffe, es geht dir gut!
Liebe Grüße
Max
Wie du im Beispiel siehst, stehen Verben wie ‚sein‘ auch beim informellen Schreiben im Präteritum.
Präteritum in wissenschaftlichen Arbeiten
Du kannst das Präteritum in einer wissenschaftlichen Arbeit nutzen, um Ereignisse zu schildern, die bereits abgeschlossen sind.
Kapitel | Gebrauch | Beispiel |
---|---|---|
Abstract | Bezug auf eigene Forschung | Der Verfasser führte eine Faktorenanalyse durch. |
Einleitung | Thema | Die Verschuldung von Banken stieg im letzten Jahrzehnt deutlich. |
Theoretischer Rahmen | Vergangene Tätigkeiten, Untersuchungen usw. von Autorinnen und Autoren | Fisher und Black (2024) untersuchten die Gründe für die steigende Verschuldung. |
Methodik | Schritte, die bei der
Forschung umgesetzt wurden |
Der Verfasser analysierte die Bilanzen der zehn größten deutschen Banken. |
Ergebnisse | Ergebnisse der eigenen Forschung | Bei sieben von zehn Banken zeigte sich … |
Diskussion | Bezug auf eigene Forschung | Der Verfasser entschied sich deshalb für eine Faktorenanalyse. |
Fazit | Wiederaufgreifen der eigenen Forschung | Bei der Analyse der Bilanzen stellte sich heraus, dass … |
Präteritum: Übungen
Mit den folgenden Aufgaben kannst du üben, das Präteritum richtig zu verwenden.
Häufig gestellte Fragen zum Präteritum
- Was ist das Präteritum von ‚lesen‘?
-
Das Präteritum von ‚lesen‘ ist:
- ich las
- du last/lasest
- er/sie/es las
- wir lasen
- ihr last
- sie/Sie lasen
- Was ist das Präteritum von ‚essen‘?
-
Das Präteritum von ‚essen‘ ist:
- ich aß
- du aßt/aßest
- er/sie/es aß
- wir aßen
- ihr aßt
- sie/Sie aßen
- Was ist das Präteritum von ‚gehen‘?
-
Das Präteritum von ‚gehen‘ ist:
- ich ging
- du gingst
- er/sie/es ging
- wir gingen
- ihr gingt
- sie/Sie gingen
- Was ist das Präteritum von ‚schreiben‘?
-
Das Präteritum von ‚schreiben‘ ist:
- ich schrieb
- du schriebst
- er/sie/es schrieb
- wir schrieben
- ihr schriebt
- sie/Sie schrieben
- Was ist das Präteritum von ‚kommen‘?
-
Das Präteritum von ‚kommen‘ ist:
- ich kam
- du kamst
- er/sie/es kam
- wir kamen
- ihr kamt
- sie/Sie kamen