Fallacy | einfach erklärt mit Beispielen
Fallacys (= Fehlschlüsse) sind Argumentationsfehler, die häufig vorkommen und deshalb mit einem eigenen Namen bezeichnet werden.
- „Menschen streben nach Glück.
- Einen Zehn-Euro-Schein auf der Straße zu finden, ist Glück.
- Also streben Menschen danach, einen Zehn-Euro-Schein auf der Straße zu finden.“
Hier liegt eine Fallacy vor, weil das Wort ‚Glück‘ in zwei Bedeutungen verwendet wird: erst im Sinne von ‚angenehme Gemütsverfassung‘, dann im Sinne von ‚günstiger Zufall‘.
Man nennt diese Fallacy ‚Äquivokation‘ (= Gleichlautigkeit).
Fallacys passieren oft unabsichtlich, können aber auch bewusst eingesetzt werden, um dem Anschein nach recht zu behalten, obwohl man in der Sache unrecht hat.
Wenn du dich mit Fallacys beschäftigst, kannst du sie in deinen eigenen Argumenten vermeiden und in den Argumenten anderer angemessen kritisieren.
Welche Arten von Fallacys es gibt
Fallacys lassen sich in zwei Arten unterteilen:
Formale Fallacys
Eine formale Fallacy liegt vor, wenn ein Argument wegen seiner Form ungültig ist.
Das heißt, die begründete Aussage (= Konklusion) kann falsch sein, obwohl die begründenden Aussagen (= Prämissen) wahr sind.
- Prämisse 1: „Wenn ein Tor fällt, jubeln die Leute im Stadion.“
- Prämisse 2: „Die Leute im Stadion jubeln.“
- Konklusion: „Also ist ein Tor gefallen.“
Hier folgt die Konklusion nicht notwendigerweise aus den Prämissen: Die Leute können auch aus anderen Gründen jubeln, etwa wenn ein beliebter Spieler ausgewechselt wird.
Eine korrekte Form des Arguments wäre:
- Prämisse 1: „Wenn ein Tor fällt, jubeln die Leute im Stadion.“
- Prämisse 2: „Ein Tor ist gefallen.“
- Konklusion: „Also jubeln die Leute im Stadion.“
Nicht formale Fallacys
Eine nicht formale Fallacy liegt vor, wenn ein Argument wegen seines Inhalts schwach ist.
Das bedeutet, die Prämissen liefern keinen guten Grund dafür, die Konklusion für wahrscheinlich zu halten.
- Prämisse: „Die Staatsanwaltschaft konnte nicht beweisen, dass der Angeklagte schuldig ist.“
- Konklusion: „Also ist er unschuldig.“
Das Argument ist fehlerhaft, denn etwas ist nicht notwendigerweise falsch, nur weil es nicht bewiesen werden kann.
Man nennt diese Fallacy ‚argumentum ad ignorantiam‘ (= Argument an die Unwissenheit).
Häufige Fallacys: Erklärung und Beispiele
Häufige Fallacys sind:
- Ad-hominem-Argument
- Autoritätsargument
- Gambler’s Fallacy
- Post hoc ergo propter hoc
- Red-Herring-Fallacy
- Strohmann-Argument
- Sunk-Cost-Fallacy
- Tu-quoque-Argument
- Zirkelschluss
Ad-hominem-Argument
Bei einem Ad-hominem-Argument reagiert man nicht auf den Inhalt einer Aussage, sondern richtet sich gegen die Person, die die Aussage gemacht hat.
- „Max sagt, dass die Steuern gesenkt werden sollten.
- Er ist aber erst sechzehn.
- Also kann es nicht stimmen, was er über Steuern sagt.“
Ein Ad-hominem-Argument ist eine Fallacy, da eine Aussage nicht falsch ist, nur weil sie von einer bestimmten Person kommt.
Es liegt jedoch nicht immer ein Ad-hominem-Argument vor, wenn eine Person kritisiert wird. Kritik an einer Person kann etwa gerechtfertigt sein, wenn die Person voreingenommen ist oder Fachkenntnisse vortäuscht.
‚Ad hominem‘ ist lateinisch und bedeutet ‚gegen den Menschen‘.
Autoritätsargument
Bei einem Autoritätsargument wird gefolgert, dass eine Aussage wahr ist, weil sie von einer fachkundigen Person kommt.
- „Der Mechaniker sagt, der Keilriemen des Autos müsse gewechselt werden.
- Der Mechaniker kennt sich mit Autos aus.
- Also muss der Keilriemen gewechselt werden.“
Autoritätsargumente werden manchmal nicht als Fallacy eingestuft, wenn sich die genannte Person wirklich in ihrem Fach auskennt und man ihr vertrauen kann.
Allerdings ist eine Aussage nie wahr oder falsch, nur weil sie von einer bestimmten Person kommt: Man sollte also beispielsweise einen Keilriemen nicht deshalb wechseln, weil es der Mechaniker sagt, sondern weil es einen sachlichen Grund dafür gibt (z. B. Verschleiß).
Gambler’s Fallacy
Bei der Gambler’s Fallacy (= Spielerfehlschluss) geht man fälschlicherweise davon aus, dass vergangene Ereignisse zukünftige beeinflussen.
- „Ich habe fünfmal eine faire Münze geworfen und jedes Mal kam Zahl.
- Es ist unwahrscheinlich, dass sechsmal hintereinander Zahl kommt.
- Also kommt beim nächsten Wurf wahrscheinlich Kopf.“
Hier wird übersehen, dass ein Wurf nicht von den vorherigen abhängt und die Wahrscheinlichkeit für Kopf oder Zahl immer 50 Prozent beträgt.
Post hoc ergo propter hoc
Beim post hoc ergo propter hoc wird unterstellt, dass ein Ereignis A ein Ereignis B verursacht, weil A vor B stattfand.
- „Als ich erkältet war, habe ich Kuchen gegessen.
- Am nächsten Tag war ich gesund.
- Also hat mich der Kuchen gesund gemacht.“
Es handelt sich um eine Fallacy, weil allein auf die zeitliche Abfolge geachtet wird. Um eine ursächliche Beziehung zu belegen, muss man Ereignisse aber meist genauer erforschen.
‚Post hoc ergo propter hoc‘ ist lateinisch und heißt ‚danach, also deswegen‘.
Red-Herring-Fallacy
Bei der Red-Herring-Fallacy lenkt man vom Thema ab, indem man etwas anspricht, das dafür nicht wichtig ist.
Politiker: „Wir sollten uns erstmal um die Rechte der Leiharbeiter kümmern. Es kann nicht sein, dass sie auch nach einem halben Jahr im Betrieb schlechter bezahlt werden als reguläre Mitarbeiter!“
Hier geht der Politiker nicht auf die Frage zu den Steuern ein, sondern greift ein Thema auf, das damit nichts zu tun hat.
Auf eine Red-Herring-Fallacy kannst du reagieren, indem du wieder das eigentliche Thema aufgreifst.
Strohmann-Argument
Bei einem Strohmann-Argument verzerrt man eine Aussage oder Position, um sie anschließend leicht widerlegen zu können.
Chefin: „Sollten wir es wirklich jedem Mitarbeiter ermöglichen, von zuhause aus zu arbeiten? Das geht bei vielen Tätigkeiten ja gar nicht. Ich finde, wir sollten das Thema nicht weiterverfolgen.“
Hier verallgemeinert die Chefin die Aussage des Mitarbeiters und kann sie so leicht entkräften.
Du kannst auf ein Strohmann-Argument reagieren, indem du klarstellst, was du wirklich gesagt hast.
Sunk-Cost-Fallacy
Bei der Sunk-Cost-Fallacy wird argumentiert, man solle an einem unnützen Vorhaben festhalten, weil man schon Zeit, Geld oder Mühe investiert hat.
- „Der Film langweilt mich.
- Aber wenn ich jetzt aufhöre, waren die ersten 20 Minuten umsonst.
- Also sollte ich den Film zu Ende schauen.“
Hier wird übersehen, dass die investierten Ressourcen verloren sind und deshalb oft nicht maßgeblich dafür sein sollten, ob man etwas weiterhin tut.
Tu-quoque-Argument
Bei einem Tu-quoque-Argument kritisiert man die Aussage von jemandem, indem man darauf hinweist, dass er nicht gemäß seiner Aussage handelt.
Der Sohn reagiert wie folgt:
- „Du rauchst doch selber!
- Also kann dein Ratschlag nicht gut sein.“
Das Tu-quoque-Argument ist eine Fallacy, weil es nicht vom Verhalten des Sprechers abhängt, ob ein Ratschlag gut oder schlecht ist.
‚Tu quoque‘ ist lateinisch und bedeutet ‚du auch‘.
Zirkelschluss
Bei einem Zirkelschluss begründet die Prämisse die Konklusion nicht, sondern wiederholt sie nur.
- Prämisse: „Wenn ich ein Auto kaufe, muss ich eine Versicherung abschließen.“
- Konklusion: „Also kann ich kein Auto kaufen, ohne eine Versicherung abzuschließen.“
Ein Zirkelschluss liegt auch dann vor, wenn sich Prämisse und Konklusion nur durch zwei Begriffe unterscheiden, die anders lauten, aber dasselbe bedeuten:
- Prämisse: „Fallacys kommen häufig im Alltag vor.“
- Konklusion: „Also kommen Fehlschlüsse häufig im Alltag vor.“
Mehr zu logischem Denken und Argumentieren erfährst du in den folgenden Artikeln:
- Ad absurdum
- Analogisierendes Argument
- Argumenttypen
- Faktenargument
- Normatives Argument
- Pro- und Contra-Argumente
- Schwarz-Weiß-Denken
- Totschlagargument
Häufig gestellte Fragen zu Fallacys
- Was heißt Fallacy auf Deutsch?
-
‚Fallacy‘ heißt auf Deutsch ‚Fehlschluss‘ oder ‚Trugschluss‘.
Das englische Wort ‚fallacy‘ kommt vom lateinischen ‚fallacia‘, was ‚Täuschung‘ oder ‚Betrug‘ bedeutet.
Tipp:
Um fremdsprachige Wörter oder Texte zu übersetzen, kannst du den kostenlosen Übersetzer von QuillBot nutzen.
- Was heißt Sunk-Cost-Fallacy übersetzt?
-
‚Sunk-Cost-Fallacy‘ heißt übersetzt so viel wie ‚Fehlschluss der versunkenen Kosten‘.
Bei dieser Fallacy wird argumentiert, man solle an einem unnützen Vorhaben festhalten, weil man schon Zeit, Geld oder Mühe investiert hat.
Beispiel: Sunk-Cost-Fallacy
Mark liest einen Artikel, langweilt sich aber nach der Hälfte und denkt:
- „Der Artikel langweilt mich.
- Wenn ich jetzt aufhöre, habe ich aber die erste Hälfte umsonst gelesen.
- Also sollte ich den Artikel zu Ende lesen.“
Bei der Sunk-Cost-Fallacy wird übersehen, dass die investierten Ressourcen verloren sind und deshalb oft nicht ausschlaggebend dafür sein sollten, ob man etwas weiterhin tut.
Tipp:
Wenn du dir nicht sicher bist, wie man ein Wort schreibt, kannst du die kostenlose Rechtschreibprüfung von QuillBot nutzen.