Infinitiv im Deutschen | einfach erklärt mit Beispielen

Der Infinitiv ist die Grundform eines Verbs.

Er besteht in der Regel aus dem Verbstamm und der Endung ‚-en‘.

Infinitiv: Beispiel

Verbstamm Endung Infinitiv
les- -en lesen

Verben, deren Stamm auf ‚-el‘ oder ‚-er‘ endet, haben im Infinitiv die Endung ‚-n‘:

Verbstamm Endung Infinitiv
jubel- -n jubeln
meister- -n meistern

Man bezeichnet den Infinitiv auch als ‚Nennform‘, weil Verben in dieser Form im Wörterbuch stehen.

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Wenn du dir nicht sicher bist, wie man ein Wort schreibt, nutze die kostenlose Rechtschreibprüfung von QuillBot.

Was ist ein Infinitiv? Definition und Formen

Der Infinitiv ist eine infinite (= unbestimmte) Form des Verbs.

Im Gegensatz zu finiten (= bestimmten) Formen zeigt er keine Merkmale der folgenden Kategorien an:

  • Person
  • Numerus (= Zahl)
  • Modus (= Aussageweise)

Finite Form vs. Infinitiv

Beispiel Person Numerus Modus
finite Form (ich) lese 1. Person
(= Sprecher)
Singular
(= Einzahl)
Indikativ
(= Wirklichkeitsform)
Infinitiv lesen / / /

Der Infinitiv kann aber je zwei Merkmale der beiden folgenden Kategorien anzeigen:

Wenn man die Merkmale der beiden Kategorien kombiniert, erhält man vier Formen des Infinitivs:

Aktiv Passiv
Präsens lesen gelesen werden
Perfekt gelesen worden gelesen worden sein

Manchmal gibt es mehrere Möglichkeiten, die Formen zu bilden:

Form Bildung Beispiele
Infinitiv Präsens Aktiv Verbstamm + -(e)n les-en
wander-n
Infinitiv Perfekt Aktiv Partizip 2 + haben/sein gelesen haben
gewandert sein
Infinitiv Präsens Passiv Partizip 2 + werden/sein gelesen werden
gelesen sein
Infinitiv Perfekt Passiv Partizip 2 + worden/gewesen + sein gelesen worden sein
gelesen gewesen sein

Den Infinitiv Perfekt Aktiv bildest du bei den meisten Verben mit ‚haben‘.

‚Sein‘ verwendest du vor allem bei Verben, die eine Fortbewegung ausdrücken (z. B. ‚wandern‘) oder eine Zustandsveränderung (z. B. ‚aufwachen‘).

Du benutzt die Perfekt-Formen des Infinitivs zum Beispiel, um die ZeitformFutur 2‘ zu bilden:

Beispiel: Perfekt-Form des Infinitivs
Bis morgen Abend werde ich das Buch gelesen haben.

Bei den Passiv-Formen des Infinitivs verwendest du ‚werden‘ oder ‚worden‘, um einen Vorgang darzustellen, und ‚sein‘ oder ‚gewesen‘, um einen Zustand auszudrücken.

Die Passiv-Formen werden gebraucht, wenn nicht die handelnde Person im Fokus stehen soll (wie beim Aktiv), sondern die Handlung selbst:

Beispiel: Passiv-Form des Infinitivs
Aktiv: Ich soll das Buch lesen.

Vorgangspassiv: Das Buch soll gelesen werden.

Zustandspassiv: Das Buch soll bis morgen Abend gelesen sein.

Wann steht der Infinitiv mit zu und wann ohne?

Im Satz steht der Infinitiv normalerweise mit einem zugehörigen Verb und mit oder ohne das Wort ‚zu‘:

Beispiel: Infinitiv ohne und mit zu
Ich will lesen.
Ich plane zu lesen.

Ob der Infinitiv mit oder ohne ‚zu‘ steht, richtet sich nach dem zugehörigen Verb oder der grammatischen Aufgabe, die der Infinitiv im Satz hat:

Infinitiv ohne zu

Einige Verben stehen mit dem Infinitiv ohne ‚zu‘ (= dem reinen Infinitiv):

Verb(en) Beispiel
werden (zur Bildung des Futurs) Er wird gehen.
Modalverben
(dürfen, können,mögen, müssen, sollen, wollen)
Sie muss lernen.
Verben der Bewegung
(gehen, fahren, kommen, legen)
Er geht laufen.
Verben der Wahrnehmung
(fühlen, hören, spüren, sehen)
Man hört sie Klavier spielen.
Verben der Veranlassung
(lassen, machen)
Sie lässt dich grüßen.
tun Bemühen tut er sich nicht.
finden Er fand sie auf dem Sofa liegen.

Diese Verben bilden mit dem Infinitiv das Prädikat. Das Prädikat ist ein Satzglied, mit dem die Handlung eines Satzes ausgedrückt wird.

Du kannst den reinen Infinitiv auch ohne andere Verben verwenden, um eine Aufforderung auszudrücken:

Beispiel: Infinitiv für Aufforderung
Bitte alle einsteigen!

Umgangssprachlich nennt man diese Verwendung ‚Kutscher-Imperativ‘.

Der reine Infinitiv lässt sich auch substantivieren (= als Substantiv verwenden).

Substantivierte Infinitive werden großgeschrieben und stehen häufig mit einem Artikel:

Beispiel: substantivierter Infinitiv
Das Schreiben fällt ihr leicht.

Infinitiv mit zu

Manche Verben stehen mit dem zu-Infinitiv und bilden mit ihm das Prädikat:

Verb Beispiel
bedeuten Hat das etwas zu bedeuten?
bekommen Wir bekamen ein Spektakel zu sehen.
drohen (im Sinne von: in Gefahr sein) Das Projekt drohte zu scheitern.
kommen Sie kam auf das Thema zu sprechen.
pflegen Er pflegt jeden Morgen zu laufen.
scheinen Der Hund scheint zu schlafen.
versprechen (im Sinne von: erwarten lassen) Das Spiel versprach gut zu werden.
Beachte
Einige Verben können mit dem reinen Infinitiv und dem zu-Infinitiv stehen:

  • reiner Infinitiv: Du brauchst dich nicht kümmern.
  • zu-Infinitiv: Du brauchst dich nicht zu kümmern.

Die folgenden Verben können mit beiden Infinitiv-Formen stehen:

  • bleiben
  • brauchen
  • haben
  • heißen
  • helfen
  • lehren
  • lernen
  • sein

Meist ist der zu-Infinitiv nicht Teil des Prädikats, sondern ein anderer Satzteil.

Der (einfache) zu-Infinitiv wird dann oft um weitere Wörter ergänzt und bildet mit ihnen eine Infinitiv-Gruppe:

einfacher zu-Infinitiv Der Trainer hofft zu gewinnen.
Infinitiv-Gruppe Der Trainer hofft, das Spiel zu gewinnen.

Der Infinitiv oder die Infinitiv-Gruppe kann verschiedene grammatische Aufgaben haben:

grammatische Aufgabe Beispiel
Subjekt Das Spiel zu gewinnen, wäre super.
Objekt Der Trainer hofft, das Spiel zu gewinnen.
Adverbial Der Trainer entwickelt einen Plan, um das Spiel zu gewinnen. 
Attribut Er hat das Ziel, das Spiel zu gewinnen.

Das Subjekt ist ein Satzglied im Nominativ, das Objekt eins in anderen Fällen (z. B. im Akkusativ).

Beim Adverbial handelt es sich um ein Satzglied, mit dem man die Umstände eines Sachverhalts genauer angeben kann.

Wenn der zu-Infinitiv als Adverbial verwendet wird, leitet man ihn mit einem der folgenden Wörter ein:

  • als
  • (an)statt
  • außer
  • ohne
  • um

Ein Attribut ist Teil eines anderen Satzglieds. Es gehört meist zu einem Substantiv und beschreibt es genauer.

Tipp
Wenn du einen Text schreibst und verschiedene Formulierungen testen willst, nutze den kostenlosen Textumschreiber von QuillBot.

Häufig gestellte Fragen zum Infinitiv

Was heißt Infinitiv auf Deutsch?

Infinitiv‘ kommt vom lateinischen ‚infinitus‘, was ‚unbestimmt‘ oder ‚unbegrenzt‘ heißt.

Das lateinische Wort besteht aus zwei Teilen:

  • in- (= un-)
  • finitus (= begrenzt)

Tipp: 

Um fremdsprachige Wörter oder Texte zu übersetzen, kannst du den kostenlosen Übersetzer von QuillBot verwenden.

Wann setze ich beim erweiterten Infinitiv mit zu ein Komma?

Beim erweiterten Infinitiv mit ‚zu‘ musst du in fünf Fällen ein Komma setzen:

  1. Der erweiterte Infinitiv (z. B. ‚für den Test zu lernen‘) wird eingeleitet mit den Wörtern ‚als‘, ‚(an)statt‘, ‚außer‘, ‚ohne‘ oder ‚um‘: 
  • Er feiert lieber, als für den Test zu lernen.
  • Er feiert, (an)statt für den Test zu lernen.
  • Er tat alles, außer für den Test zu lernen.
  • Er kam durch, ohne für den Test zu lernen.
  • Er nimmt sich frei, um für den Test zu lernen.
  1. Der erweiterte Infinitiv hängt von einem Substantiv ab:
  • Er verwarf seinen Plan, für den Test zu lernen.
  1. Der erweiterte Infinitiv hängt von einem Adjektiv oder Partizip ab:
  • Er ist bereit, für den Text zu lernen.
  • Er ist gezwungen, für den Test zu lernen.
  1. Der erweiterte Infinitiv hängt von einem Verb ab:
  • Er plant, für den Test zu lernen.
  1. Der erweiterte Infinitiv wird durch ein hinweisendes Wort angekündigt oder wieder aufgenommen:
  • Es lohnt sich, für den Test zu lernen.
  • Für den Test zu lernen, das lohnt sich.

Kein Komma darfst du beim erweiterten Infinitiv mit ‚zu‘ in zwei Fällen setzen:

  1. Der erweiterte Infinitiv hängt ab von den Verben ‚brauchen‘, ‚haben‘, ‚pflegen‘, ‚scheinen‘ odersein:
  • Er braucht nicht für den Test zu lernen.
  • Er hat für den Test zu lernen.
  • Er pflegt für Tests zu lernen.
  • Er scheint für den Test zu lernen.
  • Es ist für den Test zu lernen.
  1. Der erweiterte Infinitiv umschließt den zugehörigen Satz:
  • Für den Test versucht er zu lernen.

Tipp:

Um Kommas richtig zu setzen, kannst du die kostenlose Rechtschreibprüfung von QuillBot nutzen.

Wann schreibe ich ein Verb im Infinitiv groß?

Du schreibst ein Verb im Infinitiv groß, wenn es substantiviert ist, also wie ein Substantiv verwendet wird.

Beispiel: Das Schreiben fällt ihr leicht.

Substantivierte Infinitive erkennst du oft daran, dass sie mit einem Begleiter stehen, zum Beispiel einem Artikel, einem Pronomen oder einem Adjektiv:

  • Das Schreiben fällt ihr leicht.
  • Ihr Schreiben hat sich verbessert.
  • Häufiges Schreiben schafft Routine.

Wenn ein Verb im Infinitiv ohne einen Begleiter steht, ist oft nicht klar, ob es substantiviert ist.

Meist kann man es dann groß- oder kleinschreiben:

  • Sie lernt Schreiben.
  • Sie lernt schreiben.

Tipp: 

Wenn du dir nicht sicher bist, ob man ein Wort groß- oder kleinschreibt, kannst du die kostenlose Rechtschreibprüfung von QuillBot nutzen.

Wo steht zu beim Infinitiv?

Wo ‚zu‘ beim Infinitiv steht, hängt vom Verb ab.

Bei einfachen Verben (z. B. decken) steht ‚zu‘ direkt davor:

  • Er freut sich darauf, das Dach zu decken.

Bei zusammengesetzten Verben wie ‚entdecken‘ oder ‚aufdecken‘ kann ‚zu‘ vor dem Verb stehen oder zwischen seine Teile (Vorsilbe und Basisverb) eingeschoben werden.

Wenn das Basisverb betont ist (z. B. entdecken), steht ‚zu‘ vor dem zusammengesetzten Verb:

  • zu entdecken

Wenn die Vorsilbe betont ist (z. B. aufdecken), handelt es sich in der Regel um ein trennbares Verb. ‚Zu‘ steht dann zwischen der Vorsilbe und dem Basisverb:

  • aufzudecken

Tipp: 

Um ‚zu‘ immer an der richtigen Stelle zu platzieren, kannst du die kostenlose Rechtschreibprüfung von QuillBot nutzen.

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Franz Strohmeier, M.Sc.

Franz hat einen Masterabschluss in Betriebswirtschaftslehre und eine Leidenschaft für die deutsche Sprache. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung im Lektorat von Sachtexten.